8 Wünsche von Hufbearbeitern an Pferdebesitzer

Auf den ersten Blick haben wir Hufbearbeiter nur wenige Ansprüche an unsere Kunden und ihre Pferde. Ein trockener und schattiger Platz zum Arbeiten, ein halbwegs kooperatives Pferd – viel mehr brauchen wir nicht, oder? Ganz theoretisch nicht, praktisch gibt es durchaus ein paar Wünsche von Hufbearbeitern an Pferdebesitzer. Dabei geht es weniger um unseren Komfort sondern um die Pferde und das große Ganze, das auf die Gesundheit unserer Pferde einwirkt. Auch wenn im Fokus der handwerklichen Arbeit “nur” der Huf steht, wissen wir, dass sich unglaublich viele Umstände und Faktoren genau dort unten an den Hufen auswirken. Genau deshalb ist es uns so wichtig, über den Tellerrand zu schauen und nicht einfach nur optisch gefällige Hufe zu erraspeln.

In einem Punkt sind wir Hufbearbeiter uns wohl alle einig: unsere Arbeit ist körperlich anstrengend. Was Pferdebesitzern aber vielleicht nicht immer ganz klar ist, ist die Tatsache, dass dieser Job auch emotional sehr aufreibend sein kann. Wir lieben unseren Job. Unsere Kundenpferde liegen uns sehr am Herzen. Und wir als Profis erkennen eben manchmal Hinweise auf Probleme, zu denen es eine Lösung gibt – die Umsetzung liegt aber in der Hand des Pferdebesitzers. Du als Pferdebesitzer trägst am Ende die Verantwortung für dein Pferd und wir Hufbearbeiter können dich nur auf Umstände und Baustellen hinweisen.

Es kommt nicht selten vor, dass wir auf dem Weg zum nächsten Kunden oder nach dem Feierabend noch an das ein oder andere Pferd denen. Wie könnte man ihm noch besser helfen? Habe ich alles verständlich erklärt? Habe ich etwas übersehen? Und manchmal können wir nur hoffen, dass unser Rat ernst genommen und vom Besitzer alles Mögliche getan wird, um Etwas zu verändern und damit etwas Gutes für ihr Pferd zu tun.

Es gibt aber auch diese Kunden, die mit vollem Einsatz und Vertrauen in uns und unsere Beratung agieren. Die die Haltung optimieren, die Fütterung unter die Lupe nehmen oder die Bewegung anpassen. Das sind die Besitzer, die es auch schaffen, ihr Pferd aus der Hufrehe zu bekommen, weil sie konsequent in der Umsetzung unser Hinweise sind. Die Besitzer, die nach anfänglicher Skepsis doch die Raspel in die Hand nehmen und anfangen, nachzubearbeiten. Und die Besitzer, zu denen wir nur noch sehr selten fahren, weil sie die Hufbearbeitung ihrer Pferde mittlerweile alleine schaffen. Und auch diese schönen Momente und Erfolge gehören glücklicherweise in unseren Alltag als Hufbearbeiter.

Wir haben Kollegen gefragt, was sie sich von ihren Kunden wünschen würden und möchten hier ein paar Punkte aufgreifen. Vieles überschneidet sich und manches sehen wir ein bisschen anders. Aber vielleicht kannst du etwas mitnehmen, um den nächsten Termin mit deinem Hufbearbeiter noch ein bisschen schöner zu gestalten.

1. Interesse am Huf

Für die meisten Hufbearbeiter ist es tatsächlich nicht einfach ein Job, sondern die Faszination zu sehen, was Hufe können. Aus eigener Erfahrung wissen wir, wie viel eine Hufbearbeitung verändern kann, positiv aber auch negativ. Deshalb freuen wir uns besonders über Kunden, die sich eben auch so für Hufe begeistern. Meist ist es aber gar kein fehlendes Interesse, sondern einfach fehlendes Wissen und auch die Idee, dass man selber gar nicht viel am Huf bewirken kann. Aber wenn man sich ein bisschen mit dem Thema befasst, wird man schnell vom Hufvirus infiziert. Und die beste Nachricht: Du als Pferdebesitzer kannst richtig viel für die Hufgesundheit tun und es liegt in deiner Verantwortung, die besten Möglichkeiten für dein Pferd zu schaffen. Lass dir von deinem Bearbeiter erklären, was er sieht oder macht und frag, wie du bist zum nächsten Termin die Hufgesundheit unterstützen kannst.

2. Vertrauen in die Pferde und wie sie ihre Hufe verändern

Das spricht uns aus dem Herzen und wir können bei unseren Kunden beobachten, dass dieses Vertrauen wächst, je besser sie verstehen, warum sich der Huf verändert. Es ist einfach faszinierend, wie gut sich Hufe anpassen können und eben normal, dass sie nicht immer gleich aussehen. Wenn du etwas am Huf beobachtest und dich fragst, ob diese Veränderung normal ist oder nicht, sprich deinen Hufbearbeiter darauf an.

Je besser du lernst, Hufe zu lesen und einzuschätzen, desto mehr Vertrauen wirst du bekommen, dass dein Pferd ziemlich schlau ist beim Umbau seiner Hufe. Und du wirst auch erkennen, wann deine Unterstützung notwendig ist. Probier es aus, aber sei darauf vorbereitet, dass dich der Hufvirus infiziert.

3. Mut, selber zu raspeln

Hier müssen wir dich als Pferdebesitzer gut anlernen und begleiten. Wir arbeiten seit vielen Jahren mit dem Konzept, dass die Pferdebesitzer zumindest zwischen den Hufterminen nachraspeln oder sogar die Hufbearbeitung (fast) komplett selbst übernehmen. Es ist normal und gut, dass du Respekt davor hast. Es ist wichtig, dass du verstehst, was du da tust und wo deine Grenzen sind. Es macht Sinn kleine Schritte zu machen und sich ranzutasten. Es macht einen riesigen Unterschied für dein Pferd, wenn du selber mit bearbeitest und in kurzen Intervallen einfach nur minimal unterstützt!

Und es hilft eben auch deinem Hufbearbeiter, denn man ist etwas flexibler mit den Intervallen, muss meist nur kleine Korrekturen durchführen und die Hufe entwickeln sich einfach viel besser und schneller!

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4. Interesse an der Fütterung & Auge auf die Figur

Füttern macht fast jeder gern, aber darum geht es hier nicht. Die optimale Nährstoffversorgung ist Grundlage für gesundes Horn (und alle anderen Gewebe im Körper) und damit auch Grundlage unseres Arbeitsmaterials. Häufig treten Symptome einer Mangel- oder Überversorgung am Huf auf. Brüchiges Horn, schlechte Strähle, Ringe, Risse und dünne Sohlen hängen oft mit der Fütterung zusammen. Im besten Fall hat die Fütterung keinen negativen Einfluss auf den Laufkomfort, aber dazu kann es leider mittelfristig kommen. Und, was eben auch für uns Hufbearbeiter schwierig ist: Wir können dabei nicht wirklich gut unterstützen. Oft betreiben wir nur Schadensbegrenzung und wenn wir Pech haben, fällt die unansehnliche Optik auf unsere Arbeit zurück und unsere Kompetenz wird in Frage gestellt. Wenn also das nächste Mal die Hufe deines Pferdes stark ausbrechen oder aus der Form geraten, frag dich (oder einen Experten): Könnte ich an der Fütterung etwas optimieren? Habe ich das Intervall zwischen den Bearbeitungen zu lang gewählt? Wie kann ich die Hufgesundheit unterstützen?

Und zum Thema Fütterung gehört leider auch sehr regelmäßig das Thema Übergewicht. Es gibt Studien dazu, dass mehr als die Hälfte der Pferde heutzutage übergewichtig oder sogar adipös (krankhaft dick) sind. Dass das Folgen für die Pferdegesundheit und auch im Speziellen die Hufgesundheit hat, muss ich hier wohl nicht weiter ausführen. Diese Studien zeigen aber auch, dass viele Pferdebesitzer mit zu dicken Pferden dies gar nicht objektiv einschätzen können. Auch wir erleben das häufig: Er war schon mal dicker. Sie ist vom alten Schlag. Oder es wird verniedlicht: etwas moppelig, Fettpölsterchen. Das ist gefährlich, vor allem für die Pferde. Krankhaftes Übergewicht ist nicht niedlich. Was auch immer verwunderlich ist: An einem Stall sind so ziemlich alle Pferde stark übergewichtig, zwei oder drei fallen aus der Reihe und haben eine gute Figur oder sind sogar schlank. Die Besitzer dieser Pferde müssen sich dann anhören: Der ist aber schon ziemlich schlank. Man sieht sogar manchmal die Rippen. Also, weniger sollte sie aber nicht werden.

Oder ein dickes Pferd nimmt ab und nähert sich dem Normalgewicht: Jetzt ist aber auch mal gut mit der Diät. Der hat aber jetzt schon ganz schön viel abgebaut. Meinst du nicht, es reicht langsam?

Wir haben den Blick für gesunde Pferde verloren. Wir sind es gewohnt, dicke Pferde zu sehen und finden es normal. Aber viele dieser Pferde sind krank, auch wenn es nicht immer für jeden offensichtlich ist. Wenn du dich also in der einen oder anderen Aussage wiederfindest, befass dich mit dem Thema Figur, mach Fotos von deinem Pferd und vergleiche sie mit alten, besprich dich mit anderen. Der Blick von außen ist oft objektiver. Und ganz wichtig: Fühl dich nicht angegriffen, wenn du auf das Übergewicht deines Pferdes angesprochen wirst, du weißt, dass du daran arbeiten musst und wenn du es allein nicht schaffst, hol dir Unterstützung.

Warum möchten wir Hufbearbeiter denn überhaupt, dass du als Pferdebesitzer die Fütterung im Auge behältst? Zum Einen wegen der Qualität des Horns und zum Anderen sind eben viele übergewichtige Pferd schon auf dem Weg zur Hufrehe, nutzen ihre Hufe zum Beispiel schiefer ab oder die Hufe kollabieren sogar unter dem Gewicht. All diese Folgen kannst du verhindern, wenn du dir dessen bewusst wirst und aktiv etwas veränderst.

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5. Erzogene Pferde

Ein weiterer Wunsch vieler Kollegen sind erzogene Pferde. Grundsätzlich total verständlich, denn unser Job ist anstrengend und mitunter gefährlich, daher ist die Kooperation besonders wichtig. Aber ich muss sagen, dass wir entweder ziemlich viel Glück mit unseren Kunden haben oder unsere Einstellung etwas anders ist. Ich kann natürlich nicht während der Bearbeitung die komplette Erziehung beeinflussen, aber ich habe schon das Gefühl, dass Pferde sich auf jeden Menschen neu einlassen. Es heißt also nicht, wenn das Pferd bei dem Besitzer zappelt, dass es das dann bei mir auch macht. Vielleicht versucht es mal etwas auszuprobieren, aber wenn ich mich darauf einlasse und vor allem klar und ruhig bleibe, hören die meisten recht schnell damit auf. Und wir lieben es sogar, junge Pferde zu bearbeiten, die noch nichts kennen. Sie sind noch so sauber in ihrer Kommunikation und nicht abgestumpft, sondern einfach geradeaus. Fohlen und Jungpferden kann man unheimlich schnell erklären, was man von ihnen möchte, wenn man sich auf sie einlässt. Wir lieben es auch, alte Pferde zu bearbeiten. Sie können oft nicht mehr so gut stehen oder so lange halten, aber mit ein paar Tricks, Pausen und ein bisschen Entgegenkommen machen sie prima mit, eben so gut sie können. Und sie sind so dankbar, wenn man sie mit ihren Problemchen ernst nimmt. Aber dafür müssen eben die Ruhe und die Zeit sein.

Uns hat mal eine Kundin gesagt: Eigentlich müsstet ihr ja noch mehr Geld dafür bekommen, das ist ja nicht nur eine Hufbearbeitung, sondern auch Training. Ja, irgendwie schon, aber im Grunde gehört doch die Kommunikation mit dem Pferd genauso zur Hufbearbeitung wie mein anderes Werkzeug.

Aber trotzdem kannst du als Pferdebesitzer üben, die Hufe hochzunehmen und während des Termins kannst du dafür sorgen, dass dein Pferd entspannt ist, damit unsere Arbeit möglichst angenehm ist. Schau zum Beispiel nach Fliegen, such einen guten, ruhigen Arbeitsplatz für uns. Sei selber entspannt und vielleicht hilft es auch mal einen Pferdekumpel dabei zu haben oder ein Heunetz zur Ablenkung zur Verfügung zu stellen.

Wenn dir dein Hufbearbeiter sagt, dass dein Pferd nicht erzogen ist, denke als erstes daran, ob dem Pferd vielleicht etwas schwer fällt oder weh tut. Klär das gegebenenfalls ab. Und schau dir auch deinen Hufbearbeiter an: Wie geht er auf das Pferd ein und wie fühlt sich die ganze Situation für dich an?

6. Hufe einweichen im Sommer

Im Sommer werden in den sozialen Medien immer wieder Beiträge von Kollegen geteilt, dass die Pferdebesitzer die Hufe vor dem Termin einweichen sollen. Das sehen wir etwas kritisch. Klar, kann ich leichter bearbeiten, wenn die Hufe aufgeweicht sind, aber das heißt auch, dass das Pferd mehr Abrieb hat. Harter Boden braucht harte Hufe und wenn ich mich als Mensch zu viel einmische, kann es zu Problemen kommen. Wenn man jetzt tatsächlich nur die Wand einweicht, können wir damit noch leben, aber die Hufunterseite sollte bei trockenem Wetter bitte auch trocken und fest bleiben. Vielleicht hat es einen Sinn, dass ich da mit einem Messer nichts bearbeiten kann? Vielleicht braucht das Pferd den Schutz? Vielleicht hat es die Sohle extra zugebaut, um mehr Tragfläche und weniger Abrieb zu haben? 

Wir haben außerdem die Erfahrung gemacht, dass sich schneller oberflächliche Risse bilden, wenn die Hufe eingeweicht werden und dann wieder trocknen. Dieser Wechsel scheint die äußeren Wandschichten zu stressen. Die Feuchtigkeit im Hufinneren wird durch das Einweichen nicht beeinflusst.

7. Meldung geben, wenn was nicht in Ordnung ist

Richtig wichtig! Wir können als Hufbearbeiter nur besser werden, wenn wir Rückmeldungen von dir als Pferdebesitzer bekommen. Was war gut? Was war nicht gut? Wir können immer nur alle paar Wochen den Ist-Zustand begutachten, zwischen den Terminen ist es deine Aufgabe aufmerksam zu sein und deine Beobachtungen auch deinem Hufbearbeiter mitzuteilen. 

Es kommt leider sehr häufig vor, dass wir um Rat gebeten werden, weil ein Pferd nach der Bearbeitung immer schlecht läuft, manchmal Wochen lang, und Pferdebesitzer sogar Bauchschmerzen vor dem nächsten Bearbeitungstermin haben. Eine unserer ersten Fragen ist dann immer: Hast du mit deinem Hufbearbeiter darüber gesprochen? Diese Rückmeldung ist wichtig! Nur dann kann er die Bearbeitung anpassen

Wo du immer hellhörig werden solltest, ist, wenn man dir erzählt, dass das so sein muss. Nein, es ist nicht normal, dass ein Pferd nach der Hufbearbeitung schlecht läuft. Einen passenden Blogbeitrag zum Thema “Das war schon immer so” findest du übrigens hier.

8. Austausch unter Dienstleistern ermöglichen

Diesen Wunsch können wir auch unterschreiben. Denn der Austausch unter Dienstleistern hilft am Ende immer dem Pferd. Es hängt eben alles zusammen: Der obere Bewegungsapparat hat Einfluss auf die Hufe und andersherum. Der Sattel, der auf der Schulter klemmt, wird seine Spuren an der Nutzung der Hufe zeigen. Die Bauchschmerzen haben Einfluss, die Haltung, das Training…und die Liste könnte weiter fortgeführt werden. Ein Team, das zusammenarbeitet und sich austauscht, hilft dir und deinem Pferd am besten.

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