7 Wünsche von Pferdebesitzern an ihre Hufbearbeiter

Team-Huf | Wissen rund um Hufe, Haltung, Fütterung, Hufrehe

Wir haben euch gefragt, was sich Pferdebesitzer von ihren Hufbearbeitern wünschen. Dabei kamen einige sehr wichtige Punkte zusammen, die wir hier einmal aufgreifen möchten. Denn die Pferdewelt verändert sich und es ist schon lange nicht mehr genug, einfach mal eben die Hufe zu bearbeiten – die Kunden wünschen sich mehr: und das total gerechtfertigt. 

Die Liste der Wünsche ist lang und wir können all diese Punkte sehr gut nachvollziehen, denn genau auf diese Wünsche bzw. Probleme treffen wir im Alltag eben auch. Es ist erschreckend wie dankbar Kunden sind, wenn man geduldig und wertschätzend mit dem Pferd umgeht – wir sollten uns über die Dankbarkeit freuen, aber es erschreckt eher, dass das nicht selbstverständlich ist.

Trotzdem möchten wir mal beide Seiten beleuchten – die des Pferdebesitzers und die des Hufbearbeiters. Und erklären, wo die Grenzen eines Hufbearbeiters sind, warum manches einfach umzusetzen wäre, aber nicht gemacht wird und warum anderes kaum realisierbar ist und was ein Pferdebesitzer auf keinen Fall hinnehmen sollte. 

1. Sachverstand & Fachkenntnisse

Aber fangen wir mal bei dem Punkt an, der wohl allen bewusst ist: Sachverstand und Fachkenntnisse. Hier sind wir uns wohl alle einige, dass jeder der Hufbearbeitung professionell anbietet sich auch entsprechend auskennen sollte. Ich schreibe bewusst nicht, dass er eine gewisse Ausbildung haben sollte, denn ein Zertifikat sagt nicht immer wirklich etwas über die Fähigkeiten einer Person aus. Es gibt Hufbearbeiter, die ohne jegliche offizielle Ausbildung hervorragende Arbeit leisten und es gibt die, die ihre Wände mit Zertifikaten vollkleistern, aber keine gute Arbeit leisten – wie wohl in jedem Beruf. Trotzdem sollte eben jeder fundierte Fachkenntnisse haben, der mit Hufbearbeitung sein Geld verdient. Das Problem ist, dass es in der alternativen Szene (wozu wir uns auch zählen) keine Regelungen gibt, was den Sachverstand oder die Ausbildung angeht. Sprich jeder kann ein Gewerbe als Hufbearbeiter anmelden ohne jeglichen Nachweis. Anders bei den Schmieden, hier gibt es staatlich anerkannte Prüfungen. Die sagen zwar nicht unbedingt etwas über die Qualität der Arbeit, aber es gibt zumindest einen Standard an dem man sich orientieren kann.

Gefühlt sind in den letzten Jahren immer mehr Ausbildungsinstitute für Hufbearbeiter aus dem Boden gestampft worden, gefühlt werden immer mehr Hufbearbeiter ausgebildet und trotzdem mangelt es an der Qualität. Das liegt vielleicht zum einen an der Masse der Auszubildenden, aber bestimmt auch an den Inhalten. Es wird sehr viel Wert auf Techniken gelegt, auf Werkzeug und Materialien. Wir würden uns wünschen, dass der Fokus wieder mehr auf die Prävention geht und die Grundlagen besser geschult werden. Leider ist der Trend aber mittlerweile so, dass fast jeder Barhufbearbeiter, wenn die Kundenpferde dann doch nicht barhuf zurechtkommen, einen alternativen Beschlag oder Bekleb anbringt, anstatt die Basis der Hufgesundheit anzugehen. Zudem sehen wir natürlich mangelnde Praxiserfahrungen, denn viele sind ganz frisch nach der Ausbildung, können also noch gar nicht viel Erfahrung gesammelt haben oder machen die Hufbearbeitung oft auch nur nebenberuflich. Auch das führt dazu, dass man einfach weniger Erfahrung sammelt. Das ist auch total normal und in Ordnung. Schön wäre es, wenn es hier einfach mehr Zusammenarbeit unter den Bearbeitern gäbe und einen Austausch, so dass man von den Erfahrungen anderer lernen kann.

Ein weiterer Punkt ist die Aktualität des Wissens. Besonders im Bereich Hufrehe bekommen wir es tagtäglich mit: Das, was noch häufig gelehrt wird, die Behandlungen, die in der Praxis angewendet werden, sind oft veraltet. In den letzten zehn Jahren hat sich in diesem Wissensfeld unheimlich viel getan, was super ist. Aber es ist eben noch nicht überall angekommen. Auch hier helfen wieder der Austausch und die Weiterbildung, aber vor allem auch das Erkennen der eigenen Grenzen. Funktioniert mein Ansatz nicht oder bin ich unsicher, macht es Sinn einen Kollegen oder anderen Therapeuten mit ins Boot zu holen oder den Kunden abzugeben. Das ist nur fair für Pferd und Besitzer und wenn wir offen genug sind, lernen wir selber noch dazu.

Wir können auf jeden Fall festhalten, dass gute Weiterbildung, Austausch mit Kollegen und eine gute Selbsteinschätzung hier die besten Tipps sind. Aber, um auch nochmal die andere Perspektive anzusehen: Es ist gar nicht so einfach immer auf dem aktuellsten Stand zu sein, deshalb haben wir uns zum Beispiel auch auf das Thema Hufrehe spezialisiert, denn man kann nicht alles wissen und können.

2. Zuverlässigkeit & Erreichbarkeit

Die Dienstleister am Pferd sind leider nicht unbedingt dafür bekannt, dass sie die zuverlässigsten was die Termine angeht oder gut erreichbar sind. Es ist für viele Besitzer normal, dass sie keine Termine bekommen, der Profi zu spät kommt oder einen ganz versetzt.

Bei uns ist es auch häufig so, dass wir Anrufe nicht entgegennehmen können, weil wir gerade am Pferd arbeiten oder Auto fahren und es ist auch in Ordnung nicht jeder Zeit erreichbar zu sein. Und bei der Arbeit am Pferd und den Autofahrten zwischen den Ställen kann es auch einfach mal zu Verzögerungen kommen. Das Gute ist ja, dass wir mittlerweile alle ziemlich gut ausgestattet sind und wir können einfach kurz per Handy Bescheid geben, wenn wir zu spät kommen oder den Termin auch mal kurzfristig ganz verschieben müssen (hatte ich erst letztens, weil mein Auto nicht mehr angesprungen ist). 

Wir möchten gern, dass sich die Kunden auf uns verlassen können und genauso erwarten wir von unseren Kunden auch Zuverlässigkeit. Das funktioniert bis auf wenige Ausnahmen auch ziemlich gut.

Wenn wir nicht erreichbar sind, versuchen wir zeitnah zurückzurufen oder schicken eine Nachricht mit der Bitte eine Mail zu schreiben, wenn wir weiterhin nicht per Telefon zu erreichen sind. Da wir zu zweit sind, kann so ggf. der andere bereits auf die Anfragen antworten. Das ist das Schöne, wenn man im Team arbeitet.

3. Ruhiger Umgang mit dem Pferd, Fairness, Erklärungen, ein offenes Ohr bei Fragen & eine ganzheitliche Betrachtung

Wir haben die Punkte mal zusammengefasst, weil sie einfach ineinandergreifen. Auch hier sollte man meinen, dass es selbstverständlich ist, dass man auf das Pferd eingeht, dass man fair und ruhig ist, wertschätzend mit Pferd und Besitzer. Eine ganzheitliche Betrachtung nicht nur auf das körperliche Befinden, sondern auch auf die mentale Verfassung des Pferdes bezogen, sollten nicht nur selbstverständlich sein, sondern sind für uns auch Unfallvermeidung. Besonders ältere oder jüngere Pferde, aber auch verletzte oder gestresste Pferde haben besondere Bedürfnisse und wir als Hufbearbeiter sollten uns darauf einlassen und auf die Pferde eingehen. Wenn wir uns die paar Momente nehmen, das Bein vielleicht einmal mehr abzustellen, eine Pause zu geben, durchzuatmen, das Pferd abzustreichen, sparen wir am Ende viel mehr Zeit, Kraft und Schweiß, weil ein Pferd, dass uns vertraut viel besser kooperiert. Das zahlt sich doppelt und dreifach aus und die Pferde, die Pferdebesitzer und dein eigener Körper danken es dir. 

Der Umgang mit dem Pferd gehört bei uns in den Kursen immer mit dazu. Verrückterweise sind viele Teilnehmer am Anfang nicht so angetan, denn sie kennen sich ja mit Pferden aus und wollen nicht den Umgang lernen, sondern bearbeiten. Aber es ist eben nochmal eine ganz andere Situation, wenn ich die Hufe bearbeite. Das Pferd gibt mir vertrauensvoll seine Hufe. Wir sind körperlich angestrengt und vielleicht auch konzentriert bei der Arbeit – und wir müssen lernen auch in diesen Momenten das Gefühl für die Situation und für das Pferd nicht zu verlieren

Zum Vertrauensaufbau gehört auch, dass wir den Pferdebesitzer mitnehmen, dass wir erklären, was wir sehen, warum wir was machen oder eben nicht, was er in den nächsten Wochen erwarten kann, was sich verändert. Und wir sollten Fragen beantworten und ein offenes Ohr haben. Das sind auch Wünsche, die sehr häufig erwähnt wurden. 

Wir arbeiten schon lange nach dem Konzept, dass wir den Pferdebesitzern viel erklären und sie eben auch anleiten selber zu raspeln zwischen den Terminen und die Verantwortung für die Hufgesundheit wieder mehr zu übernehmen. Und da sind wir schon beim nächsten Punkt.

4. Hilfe zur Selbsthilfe & Tipps zum Raspeln zwischendurch

Richtig guter und sinnvoller Punkt mit einem wahnsinnigen Potenzial. Wie gesagt, ist das schon seit langem unser Konzept und es funktioniert richtig gut. Viele Pferdebesitzer schaffen es sogar mittlerweile fast allein zurecht zu kommen und wir kommen nur noch ab und an zur Kontrolle. Wir haben weniger Arbeit, die Besitzer sind happy und können selber viel bewirken und die Pferde haben immer gute Hufe, denn die Pferdebesitzer können in kurzen Abständen Kleinigkeiten korrigieren und die Füße bleiben in Form bzw. entwickeln sich viel schneller. Aber hier sind eben die Anleitung, Begleitung und die Erklärung wichtig durch uns als Profis. Und dafür müssen wir oft ein bisschen mehr Zeit einrechnen und ggf. auch die Preise anpassen.

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5. Hinweise auf Probleme & Tipps zur Verbesserung und Zusammenarbeit mit anderen Experten

Auch sehr verständliche Wünsche der Pferdebesitzer sind, dass sie auf Probleme hingewiesen werden und Tipps zur Verbesserung bekommen bzw. ggf. auf andere Experten verwiesen werden. Der riesen Vorteil ist natürlich, dass kleine Probleme erkannt und behandelt werden können und so möglichst keine größeren entstehen. Aber aus Hufbearbeitersicht ist das manchmal gar nicht so einfach, denn die Tipps und Lösungen sind nicht immer das, was bequem ist. Hier gilt es also gemeinsam zu überlegen und die Pferdebesitzer zu motivieren aktiv zu werden. Handelt es sich um Probleme, die durch mehr Bewegung oder Änderungen in der Haltung behoben werden können, können die Besitzer meist viel bewirken. Bei Problemen im oberen Bewegungsapparat oder in der Fütterung ist oft der Rat anderer Experten sinnvoll. Und ja – all das kann man an den Hufen ablesen. Und auch, wenn wir selber manchmal nicht wissen wie unser Gehirn das abspeichert, aber wir kennen unsere Hufe, also die Hufe unserer Kundenpferde und wir erkennen Veränderungen und können manchmal sehr viel mehr über die letzten Wochen erfahren als es dem einen oder anderen Besitzer manchmal lieb ist.

Es kann aber auch mal sein, dass man etwas nicht gesehen hat, falsch einschätzt oder keine Idee dazu hat. Im besten Fall hat man hier wieder ein Team und tauscht sich eben aus.

6. Offenheit gegenüber anderen Arbeitsweisen

Diesen Wunsch können wir auch sehr gut verstehen, aber das ist tatsächlich ein sehr schwieriges Unterfangen in der Hufbearbeiterszene. Und da schließen wir uns nicht aus. Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass jeder sein Bestes gibt und pro Pferd arbeitet. Und es ist aber auch so, dass sich verschiedene Arbeitsweisen komplett widersprechen. Verrückterweise scheinen aber ja alle mehr oder weniger Erfolg mit ihrer Herangehensweise zu haben, denn sonst würden sie ja etwas verändern. Trotzdem sind Erfolg und Erfolg nicht immer das Gleiche

Da wir viel mit Hufrehe zu tun haben und es da wirklich sehr konträre Meinungen gibt, nehmen wir das mal als Beispiel: Für uns ist eine Hufrehe nicht geheilt, wenn das Pferd wieder besser läuft. Für uns ist es wichtig, dass die Ursache im Griff ist und der Huf wieder so gesund und stabil nachgewachsen ist, dass das Pferd dauerhaft ohne Hufschutz zurechtkommt und langfristig keine Reheschübe mehr bekommt. Mit Sicherheit kann man das nicht bei jedem Pferd erreichen, aber eben bei vielen. Den meisten reicht es aber (Besitzer wie Profi), dass das Pferd wieder läuft, meist mit permanentem Hufschutz und oft ohne die Ursache nachhaltig abzustellen. Das ist uns zu kurzfristig gedacht. Aber unser Weg dauert länger und erfordert mehr Einsatz (der sich hundertmal bezahlt macht). Wir sind hier also tatsächlich nicht offen gegenüber allen Arbeitsweisen. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht darüber unterhalten können oder grundsätzlich andere Methode ablehnen, aber wir hinterfragen kritisch und geben uns nicht mit schnellen Effekten zufrieden.

Aber auch wir würden uns wünschen, dass die Pferdewelt offener wird, dass man sich sachlich austauschen kann, auch wenn man anderer Meinung ist oder andere Erfahrungen gesammelt hat. Wir können doch alle nur lernen.

7. Ehrlichkeit & Austausch auf Augenhöhe

Und noch ein wichtiger Wunsch der Pferdebesitzer an ihre Hufbearbeiter: Ehrlichkeit und Austausch auf Augenhöhe. Das zeigt einfach Respekt und Wertschätzung

Es sollte selbstverständlich sein, dass Profis gegenüber den Pferdebesitzern ehrlich sind, denn nur dann kann dem Pferd wirklich geholfen werden. Auch wenn nicht jeder die Wahrheit hören möchte. Hier kann die Art der Kommunikation einiges bewirken. Und einfacher wird die Kommunikation auf jeden Fall, wenn sie auf Augenhöhe stattfindet. Kein Belehren, kein Bevormunden, kein Bloßstellen. Jeder möchte wertschätzend behandelt werden.

Und das sollten beiden Seiten bedenken – Pferdebesitzer und Profi. Auch die Hufbearbeiter brauchen ehrliche Aussagen von den Pferdebesitzern und einen Austausch auf Augenhöhe, kein heimliches Einstellen der Hufbilder in ein Forum, sondern den klaren und direkten Austausch der involvierten Parteien – Hufbearbeiter, Pferdebesitzer und Pferd. Oder auch ehrliche Antworten, ob Maßnahmen umgesetzt wurden oder nicht, ob Tipps geholfen haben oder nicht.

Auch ein ehrliches Feedback wie die Pferde mit der Bearbeitung zurechtkommen. Wir erleben es häufig, dass wir um eine zweite Meinung gebeten werden, weil die Pferde Probleme zeigen. Besonders, wenn die Probleme vermehrt nach der Hufbearbeitung auffallen, sollte das Gespräch mit dem eigenen Bearbeiter gesucht werden. Wir können zwar die Ist-Situation begutachten, aber noch wichtiger wäre das Feedback an den Kollegen, der die Hufbearbeitung gemacht hat, oder eben bei unseren Kunden an uns, damit wir daraus lernen und unsere Arbeit anpassen können. 

Und dann macht die Arbeit auch wirklich Spaß und bringt vor allem einen entscheidenden Punkt: Die bestmögliche Versorgung unserer Pferde!

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