Ausbildung zum Hufbearbeiter – von wem lernen wir eigentlich?

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Heute möchte einmal kurz aus eigener Erfahrung berichten: Vor vielen Jahren habe ich eine Ausbildung zum Tierheilpraktiker gemacht. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mehr so viel davon. Ein Grund war mit Sicherheit, dass der Unterricht nicht in allen Bereichen wirklich nachhaltig etwas gebracht hat. Einige Dozenten waren selber noch nicht lange im Beruf und somit konnten sie zwar theoretisch einiges erzählen und tolle PowerPoint-Folien gestalten (oder waren es noch Overhead-Projektoren?!), die praktischen Erfahrungen fehlten aber und auch auf Rückfragen gab es nur wenige Antworten. Die Theorie hätte ich ebenso gut einem Buch nachlesen können.

“Wenn ich selber noch keine Kunden habe, biete ich eben Kurse an.”
– So bitte nicht.

Leider erleben wir solche Situationen auch heute oft in Ausbildungen zum Hufbearbeiter. Denn die Leute, die richtig viel Erfahrung haben, haben eben auch oft weniger Zeit zu dozieren.

Berufsanfänger oder Leute die früh aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben austreten (und das passiert bei Hufbearbeitern leider recht häufig), möchten ihre Investition in ihre eigene Ausbildung natürlich nicht umsonst getätigt haben. Also werden sie einfach Dozent oder bilden dann die nächste Generation Hufbearbeiter aus. 

Das Problem liegt auf der Hand: Theoriewissen ist eben noch lange kein Erfahrungswissen. Viele Dinge oder Zusammenhänge versteht man eben erst nach vielen Jahren und sehr vielen praktischen Beispielen. Also werden nur wenige wirkliche praktische Erfahrungen weitergegeben oder auch etwas gefährliches Halbwissen. Das macht keiner böswillig, sondern sogar mit den besten Hintergedanken.

Und ein wichtiger Effekt spielt da mit rein: Der Dunning-Kruger-Effekt. Kennst du den?

Es ist laut dieser Theorie total normal, hier auf Hufbearbeiter in ihrer beruflichen Anfangszeit bezogen, dass wir glauben, wir haben alles durchblickt. Denn wir haben ja die Ausbildung und noch weitere Fortbildungen gemacht und wissen eigentlich auch eh schon mehr als unsere Ausbilder und vor allem mehr als der andere Hufbearbeiter aus der Nachbarschaft. Man überschätzt sein Wissen und unterschätzt das Wissen anderer. Man ist selbstbewusst und fühlt sich sicher, wenn man eben noch nicht so viel weiß. Verrückt, aber auf jeden Fall häufig zu beobachten.

Aber wenn man diese Phase überwindet, und das tun nicht alle Menschen, fällt man ein bisschen in ein Loch. Man lernt mehr und merkt immer mehr wie wenig man weiß, welche Zusammenhänge wir bisher nicht bedacht oder erkannt haben und wie viel uns an Wissen noch fehlt. Das Selbstbewusstsein geht in den Keller. Erst dann wird man sich meist über die erste Phase bewusst und merkt, wie wenig man eigentlich wusste.

Je mehr Wissen man sich aneignet, je mehr Erfahrungen und auch Erfolge man sammelt, desto höher klettert das Selbstbewusstsein schließlich auch langsam wieder. Aber dann in dem Bewusstsein, was man weiß und was man eben auch nicht weiß. Wir lernen unsere Grenzen besser einzuschätzen – ein sehr wichtiger Schritt! Mehr zum Thema “Wege und Umwege zum Profi” findest du übrigens in diesem Blogbeitrag.

Auf jeden Fall ist es daher schwierig, wenn die Ausbilder, also die Menschen, die die nächste Generation Hufbearbeiter heranziehen, selber wenig Berufserfahrung haben.

Wenn du also eine Ausbildung machen möchtest, schau dir genau die Dozenten an:
Wie lange haben sie wirklich selber gearbeitet?
Was haben sie in der Zeit an Erfahrungen und Erfolgen sammeln können?

Wenn du selber Kurse gibst, stell’ dir immer wieder diese Fragen:
Berichte ich wirklich aus meinem eigenen Leben?
Gebe ich selbst gemachte Erfahrungen wieder? Oder habe ich das nur irgendwo gehört oder gelesen? 

Wir hinterfragen uns immer wieder und überlegen woher wir das Wissen haben. Wir selektieren mittlerweile auch sehr genau, welche Fortbildungen wir buchen und schauen auch gern hinter die Kulissen der Dozenten

Jeder handelt nach bestem Wissen und Gewissen, trotzdem sollten wir uns immer mal hinterfragen und authentisch sein!

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