Gutes Heu – eine Kunst für sich

Analysiertes Heu

Wir müssen mal ein bisschen eine Lanze für die Landwirte brechen. Denn gutes Heu zu machen, ist gar nicht so einfach und wenn man dann seine Arbeit auch noch relativ gut bezahlt bekommen möchte, wird man direkt als Halsabschneider betitelt.

Fakt ist: Es gibt wenig gutes Heu. Heu ist das Grundfutter der meisten Pferde und extrem wichtig für eine gute Gesundheit. Heu ist aufwendig und ein Naturprodukt, bei dem man nicht alles beeinflussen kann. Heu enthält nie alles, was ein Pferd braucht.

Grundsätzlich ist das erste Problem, dass man meist nur ein oder zweimal im Jahr überhaupt dieses Grundfutter gewinnen kann (für Kühe vielleicht auch häufiger). Das heißt in diesen jeweils fünf bis sieben Tagen gewinnen die Landwirte das Heu für unsere Pferde für das ganze kommende Jahr. Wenn da also was schief geht, ist das nicht so gut.

Wir sind seit einigen Jahren etwas mehr in die Heuernte involviert, da wir für unsere Reha-Pferde auf bestimmte Inhalte im Heu angewiesen sind. Das heißt wir schauen uns die Flächen schon vor dem Mähen an, überlegen mit wann wo wie gemäht wird, dann das Heu reinkommt, wo es wie gelagert wird, nehmen dann nach Ablagerung Proben von jeder Fläche und entscheiden dann, welches Pferd welches Heu zu fressen bekommt. Viele beneiden uns darum, dass wir da mitwirken können und wir sind auch froh darum, aber das heißt auch sehr viel Arbeit, sehr viel Energie und am Ende immer die Angst, dass die Qualität oder auch Quantität am Ende doch nicht stimmt. Worauf wir achten und was wir wichtig finden, möchten wir euch hier mal aufschreiben, denn aktuell sind wir mitten in der Heuernte und können quasi nochmal jeden Schritt festhalten.

Wünsch dir was

Wenn wir uns wünschen dürften wie unser Heu werden soll, hätten wir folgende Wünsche:

  • Zuckergehalt zwischen 5% und 8%
  • Hygiene top
  • Rohfaser um die 28%
  • Rohprotein um die 8-9%
  • Gräser vielfältig mit viel Blattanteil
  • Ernte in der Blüte
  • Reinholen und Lagerung super hygienisch und trocken

Flächenbegehung

Vor der Ernte gehen wir bereits die Flächen ab, um zu sehen wie viel gewachsen ist, was gewachsen ist, wo wir noch Pflanzen rausholen müssen oder wann die Fläche vielleicht so weit ist, gemäht zu werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Jakob-Kreutz-Kraut (JKK) und Herbstzeitlose, die beide für Pferde sehr giftig sind. Aber es ist gar nicht so einfach auf einer hochgewachsenen Wiese alle Pflanzen zu sehen.
Anders als in den letzten Jahren, die sehr trocken waren, haben wir in diesem Jahr deutlich mehr Futter auf den Flächen stehen. Das Problem, was wir jetzt haben, sind die nassen Böden. Es hat unheimlich viel geregnet, was zum einen das lange Gras zum Erliegen gebracht hat und zum anderen sind die Heuwiesen jetzt, wo das Wetter zum Mähen gut wäre, zum Teil noch zu nass, so dass man nicht mit dem schweren Gerät drauffahren kann ohne das Futter zu verunreinigen. Also heißt es hoffen und warten, dass es noch mit der Gut-Wetter-Phase passt. Denn wenn das Gras zu lange liegt/steht können sich noch am Halm Schimmel, Hefen und Pilze einnisten.

Ernte

Glücklicherweise sind zumindest ein Teil der Flächen dann doch recht schnell abgetrocknet. In den letzten Jahren haben wir früh morgens gemäht, damit der Zuckergehalt in der Nacht noch durch die Photosynthese reduziert wird. In diesem Jahr haben wir das erste Mal auch Proben vor der Ernte genommen, also mit einem Refraktometer. Mit dem kleinen Gerät kann man aus dem Saft des Grases eine Probe nehmen und den ungefähren Zuckergehalt ermitteln. Wir sind gespannt, was dann später in den Heuanalysen rauskommt…
Die Flächen, die wir gemäht haben, hatten zwischen 4% und 8% Zucker vor der Maht. Zudem kann man hoffen, dass später weniger Zucker im Heu ist, wenn das Mähwerk nicht zu tief eingestellt ist (gern 10 cm). Denn im unteren Pflanzenteil befindet sich mehr Zucker. Nachteil ist, dass man natürlich erstmal weniger Futtermasse hat. Aber durch den längere Restbestand wächst das gras schneller nach. Also steigt die Wahrscheinlichkeit für einen ertragreicheren zweiten Schnitt.
Der Zeitpunkt, wann gemäht wird, hängt vor allem von der Vegetation und dann natürlich vom Wetter ab. Es gibt also kein bestimmtes Datum, an dem es Sinn macht zu mähen, bzw. das variiert je nach Fläche, Wetter, Wachstums… Allerdings gibt es einige Flächen, zum Beispiel Stilllegungsflächen, die erst ab dem 15. Juli gemäht werden dürfen. Das hat aber dann was mit Prämien und Ausgleich für landwirtschaftlich genutzten Flächen zu tun, nicht mit dem Futterwert.

Nachdem das Gras gemäht ist, wird es mehrmals gewendet und ggf. auch geschwadet. Das Wenden ist einmal wichtig, damit auch alles wirklich trocknet und das Futter nicht unten gammelt, und das Wenden bricht die langen Halme, so dass das Gras besser trocknen kann. Je trockener das Futter wird, desto vorsichtiger muss gewendet werden, damit die Blätter des Grases nicht zerbröseln und verloren gehen. Das Schwaden, also das Heu in langen Reihen auf einen Haufen schmeißen, sorgt in der Nacht dafür, dass sich nicht zu viel Tau auf das geschnittene Gras legt und hält es somit trockener. Zudem wir das Heu geschwadet, bevor der Landwirt mit der Presse die Flächen abfährt und die Ballen produziert. Durch den Schwad kann auch die Luft nochmal ganz gut durchziehen zum letzten Trocknen.

Bevor gepresst wird, gehen wir auf manchem Flächen nochmal Sauerampferstengel einsammeln. Denn die dicken Stengel trocknen schlechter und können somit in den Ballen für Fäulnisprozesse sorgen. Außerdem fressen die Pferde sie auch meist nicht mit. Wir prüfen mit einem Feuchtigkeitsmesser, ob das Gras ausreichend getrocknet ist, bevor es dann endgültig gepresst werden kann. Eine Restfeuchtigkeit von bis zu 12% ist noch in Ordnung. Darüber hinaus ist die Gefahr der Fäulnis und im schlimmsten Falle des Selbstentzündens beim Nachtrocknen zu groß. Unser Landwirt presst in großen Quaderballen. Da hat den Vorteil, dass die Lagerung recht einfach ist, allerdings kann das Heu in großen Ballen schlechter nachtrocknen. Beim Einholen der Ballen, achten wir darauf, dass wir immer genau wissen welche Ballen von welcher Fläche sind, denn die werden alle separat gesetzt, um hinterher möglichst präzise Analysewerte zu bekommen. Barbara hat dann eine Liste, wo jeder einzelne Ballen aufgeschrieben und markiert wird. Bevor sie allerdings in der Heuhalle ihren Platz bekommen, wird nochmal in jedem Ballen an verschiedenen Stellen die Feuchtigkeit gemessen. Ballen mit einer höheren Feuchtigkeit werden aussortiert und separat gelagert.

Wenn dann alle Ballen trocken eingefahren sind, ist schon mal die erste spannende Phase geschafft. Jeder Landwirt ist froh, wenn die Ernte nicht noch durch Gewitter oder ähnliches in Gefahr gerät.

Lagerung

Auch in der Lagerung kann noch einiges schief gehen, denn zum Teil sitzt das Futter ja über ein Jahr in irgendeiner Scheune. Bei uns müsse wir immer wieder schauen, dass wir keine Probleme mit Feuchtigkeit bekommen, denn die Scheune ist nach vorne offen und bei Starkregen drück Wasser durch die eine Wand, die in den Berg gebaut ist. Also muss das Heu auf Paletten gelagert werden, etwas Abstand zu den Wänden haben und auch nicht zu weit nach vorne Richtung Ausgang gesetzt werden. Je nachdem wie viele Ballen geerntet wurden, geht das mal besser mal schlechter. Zudem habe wir das Vergnügen einige Waschbären zu beherbergen. Grundsätzlich total niedliche Tiere. Aber wenn sie es sich auf den oberen Heuballen gemütlich machen und diese als Toilette benutzen, können wir sie nicht mehr verfüttern.

Flächenpflege

Da es immer wieder Menschen gibt, die sich freuen, wenn die Heufläche nicht gedüngt wird, möchten wir mal unsere Ideen und Erfahrungen dazu weitergeben. Grundsätzlich ist Gras auch nur ein Lebewesen und braucht eine gute Nährstoffversorgung, damit es gut und glücklich wachsen kann. Nur wenn es das kann, bekommen wir ausreichend Ertrag und die Zuckerwerte sind nicht so hoch. Denn wann werden die hoch? Wenn das gras Stress hat: Es also zu trocken, zu nass, zu kurz, zu beansprucht, zu schlecht versorgt ist. Wir würden uns wünschen, dass wir unsere Heuflächen düngen dürften. Nicht einfach Gib ihm, sondern genau wie bei den Pferden: Bodenanalyse und dann gezielt zufüttern. Macht aus unserer Sicht total Sinn. Aber die Flächen sind in einem speziellen Öko-Programm, bei dem nicht gedüngt werden darf. Macht aus unserer Sicht keinen Sinn, denn der Boden wird ausgelaugt, es setzen sich Gräser und andere Pflanzen durch, die wir nicht im Heu haben möchten und die Pflanzen werden eher mit Pilzen und Hefen befallen, also schon am Stengel. Daher sind wir sehr für gezielte Nahrungsergänzungsmittel für unsere Wiesen.

Weitere Arbeitsschritte, die zur Flächenpflege gehören sind auch das Nachsähen und das Schleppen der Flächen oder das Ausbessern von Wildschäden. Also es sind einige Arbeitsschritte notwendig, um das Futter für unsere Pferde optimal hinzubekommen.

Pflanzen

Wir sind keine Grünlandexperten, aber es gibt ein paar Ideen, die wir zu Pflanzen im Heu haben. Wir wünsche uns Gräser, die nicht sehr energiereich oder resistent sind, denn dann kann man von höheren Zuckerwerten ausgehen. Wir wünschen uns keine Monokulturen, was man immer mal auf neu gesäten Flächen sieht (gern Weidelgras) oder auch bei Grassamenheu vorfindet.

Heupreis

Wenn man alle Arbeitsschritte, die Arbeitszeit und den Maschineneinsatz bedenkt, fragt man sich immer wieder wie es sein kann, dass Landwirte nicht noch mehr für ihr Heu nehmen. Und auf der anderen Seite klagen die Pferdebesitzer zum einen über das schlechte Heu und gleichzeitig über die hohen Preise. Okay, schlechtes Heu (wobei die von Laien angesetzten Kriterien manchmal fragwürdig sind) für einen hohen Preis möchte keiner kaufen. Aber wenn ich gutes Heu bekommen kann, sollte ich doch auch bereit sein einen fairen Preis zu zahlen. Wir sind froh, dass wir ein bisschen in der Ernte mitentscheiden können, aber am Ende müssen wir doch auch dafür sorgen, dass der Landwirt auch das Interesse einer Zusammenarbeit mit uns hat, indem wir auch das Heu am Ende zu einem guten Preis kaufen.

Heuanalyse

In diesem Jahr werden wir elf Einzelproben an die LUFA Nord-West schicken. Von jeder Fläche ziehen wir nach der Ablagerung von sechs bis acht Wochen Sammelproben. Wir haben dazu einen Heustabbohrer, man kann die Proben aber auch mit der Hand sammeln. Dazu aus möglichst vielen Ballen von unterschiedlichen Stellen (auch im Inneren des Ballens) Heu zupfen , gut vermischen und dann 500 bis 1000 g verpackt in einer Papiertüte an die LUFA schicken. Dazu kommt der Analysebogen. Den findest du unter Downloads.
Nach zehn bis vierzehn Tagen kommt dann das Ergebnis. Wenn die Mails eingehen, halten wir immer schon den Atem an, denn im Anhang befindet sich das Analyseergebnis, was darüber entscheidet, ob wir das Heu füttern können oder nicht. Glücklicherweise sind in diesem Jahr die Zuckerwerte gut. Um nochmal auf unsere Wunschliste zurückzukommen und mit der realen Welt zu vergleichen:

  • Zuckergehalt 6,7 – 8,8 % – super!
  • Rohfaser um die 28,2-29,7% – gut!
  • Rohprotein um die 5,7-7,0% – Könnte besser sein.
  • Hygiene augenscheinlich gut – Passt!

Wenn dich das Thema Heuanalysen mehr interessiert, können wir gern mal einen gesonderten Beitrag verfassen. Lass es uns wissen und schreib deinen Wunsch auf die Pinnwand.

Wir sind Team-HUF:

Christina & Barbara

Christina & Barbara

Wir sind Barbara & Christina. Ursprünglich Hufbearbeiter, mittlerweile Wissensvermittler und immer ein bisschen verrückt! Unsere Mission: Wir möchten Huf-Wissen für jeden verständlich weitergeben.