Die Hufgesundheit hat viele Aspekte, die wir hier in den Beiträgen nach und nach aufgreifen möchten. Versuche die Hufe deines Pferdes erst einmal zu dokumentieren, um für später einen Vergleich zu haben, was sich verändert hat. Wenn du die Hufe fotografierst, die Fußung filmst und dir Notizen zu den einzelnen Strukturen machst, wird es dir leichter fallen Unterschiede festzustellen.
Zuerst geht es um die neutrale Wahrnehmung der einzelnen Strukturen des Hufes aus verschiedenen Perspektiven und dem Bewegungsmuster, wobei wir uns in der Bewegung zu Beginn nur auf die Fußung konzentrieren. Danach ist es wichtig die Beobachtungen einzuschätzen und zu schauen, was schon richtig gut ist und an welcher Stelle du noch etwas verbessern könntest. Daher gehen wir auf die möglichen Ursachen von Problemen, bzw. die positiven Einflüsse auf die Hufgesundheit ein und du bekommst Tipps für die Praxis.
Wahrnehmung
Adspektion – was kann ich sehen?
Palpation – was kann ich fühlen?
Akustik – was kann ich hören?
Olfaktorisch – was kann ich riechen?
Dynamik – wie fußt mein Pferd?
Einschätzung
Was ist schon richtig toll?
Wo gibt es Verbesserungsbedarf?
Optimierung
Einflüsse auf die Hufgesundheit
Häufige Ursachen von Problemen
Tipps für die Praxis
Wahrnehmung
Wichtig ist also zu Beginn eine Bestandsaufnahme zu machen. Dafür findest du unter diesem Beitrag und auch bei den Downloads den Leitfaden zum Thema Hufgesundheit mit Protokollen und Anamnesebogen. Nimm dir Zeit diesen in Ruhe auszufüllen und versuche dies regelmäßig im Abstand von einigen Monaten zu wiederholen. Am Anfang ist es am einfachsten die Wahrnehmung anhand von Fotos zu schulen, da diese deutlich länger stillhalten bei der Betrachtung als die meisten Pferde. Später kannst du das auch schneller direkt am Pferd machen. Trotzdem helfen gut gemachte Fotos die Entwicklung festzuhalten. Und je mehr Hufe du anschaust, desto eher bekommst du ein Gefühl für den Zustand. Deshalb versuche möglichst viele Hufe in die Finger zu bekommen. Welche Perspektiven du nutzen solltest und worauf du dann achten kannst, erklären wir dir im folgenden Video.
Bei der Wahrnehmung der Fußung arbeitest du am besten auch mit Bildmaterial. Slowmotionvideos helfen besonders zu Beginn mehr zu sehen und man kann es immer wiederholen. Filme am besten auf Bodenhöhe die untere Gliedmaße im Schritt einmal von der Seite und von vorne. Fokussiere dich bei der Betrachtung auf einen Vorderhuf und beobachte wie der Huf vorgeführt wird, wie er landet und wie er den Boden verlässt, also abfußt. Auf den drei folgenden Bildern siehst du unterschiedliche Möglichkeiten wie ein Pferd auffußen kann. Das erste Foto zeigt eine plane Fußung. Hier geht es leicht bergauf. Dabei trifft die komplette Hufunterseite zeitgleich auf den Boden. Das Karpalgelenk ist nicht ganz gestreckt. Auf dem zweiten Bild geht das Pferd bergab und man sieht, dass die Trachte zuerst den Boden berührt. Die Gliedmaße ist komplett gestreckt und alle Gelenke sind gerade übereinander. Beim dritten Bild, was wieder das Laufen bergauf zeigt, fußt das Pferd mit der lateralen Zehe zuerst auf. Das Bein ist deutlich geknickt. Die Fußung solltest du sowohl von der Seite als auch von vorne beobachten, um einmal beobachten zu können, ob es sich um eine plane, Zehen oder Trachtenfußung handelt und ob das Pferd zuerst auf einer Seite, also lateral oder medial zuerst den Boden berührt.
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Einschätzung
Um eine Idee zu bekommen wie du die Beobachtungen einschätzen kannst, haben wir im Leitfaden ein paar Beispiele eingefügt. Dort kannst du auf einer Skala eintragen, wie du Einzelheiten beobachtet hast. Wichtig zu wissen ist, dass es keinen Idealhuf oder fixe Maße gibt, sondern jeder Huf individuell ist. Auch wenn wir bestimmte Messungen an Hufen vornehmen, geht es eher um Verhältnisse zueinander als um exakte Winkel oder Maße. Zudem solltest du immer die Funktionalität im Blick haben. Auch ein Huf, der Probleme aufweist, kann dem Pferd gute Dienste leisten. Denn oft ist die Deformation der Hufkapsel ein Folge des Fehlbelastung und somit die Ursache an ganz anderer Stelle im Pferdekörper zu suchen. Versuche dir erst bewusst zu machen, was richtig gut ist an den Hufen deines Pferdes. Fokussiere dich nicht nur auf Probleme. Wir Menschen neigen dazu nach dem Fehler zu suchen, aber für uns persönlich hat es sich als viel schöner herauskristallisiert, wenn man das Positive erstmal wahrnimmt und danach Lösungen sucht für die noch verbesserungsfähigen Elemente. Also leg los und mache dir ein Bild von der Hufgesundheit deines Pferdes.
Optimierung
Es gibt immer Möglichkeiten etwas zu verbessern und es macht riesigen Spaß die darauf folgende Entwicklung zu beobachten. Die größten Einflussfaktoren auf die Hufgesundheit sind die Haltung, der Untergrund und die Fütterung. Darin impliziert die Bewegung, Nutzung und Belastung der Hufe. Jeder, der uns kennt, weiß, warum wir HUF groß schreiben. Wenn du wirklich nachhaltig etwas verbessern möchtest, dreh an diesen Stellschrauben. Natürlich spielt auch die Hufbearbeitung eine wichtige Rolle, man kann damit viel kaputt machen, aber die Defizite von HUF kann man mit der Hufbearbeitung nur bedingt beeinflussen.
Bei der Optimierung der Haltung sollte an erster Stelle das Ermöglichen von freier Bewegung sein, so viele Stunden am Tag wie möglich. Im Optimalfall sind das 24 Stunden. Oft reden wir uns die Haltung unsere Pferde schön, wenn z.B. gesagt wir, dass die Pferde den ganzen Tag draußen sind, ist das eine vage Aussage und bedeutet in den meisten Fällen zwischen 6 und 12 Stunden. Schau da ehrlich hin. Am besten begleitest du dein Pferd mal 24 Stunden, um wirklich mitzubekommen wie so ein Tag im Leben deines Pferdes aussieht – nicht bespaßen, sondern einfach dabei sein. Die viele Bewegung ist wichtig, weil Hufe sich nur entwickeln können, wenn sie genutzt werden und einen Wechsel von Druck und Entlastung erfahren. Das ist beim Barhuf bei jedem Schritt der Fall, bei beschuhten und beschlagenen Hufen nicht im gleichen Maße. Aber die Bewegung ist ja nicht nur für die Hufe gut, sondern auch für den kompletten Bewegungsapparat, den Respirations- und Verdauungstrakt und natürlich die Psyche. Da spielt auch die Herdengröße und -zusammensetzung eine wichtige Rolle, denn auch Stress kann zu Hufproblemen führen. Bei der Haltung sollten daher auch die sozialen Gefüge und die Möglichkeit der Pflege von Sozialkontakten, ebenso die mögliche Distanzierung beachtet werden.
Der Untergrund ist für Einstaller mit am schwierigsten zu verändern, spielt aber auch eine große Rolle in der Hufgesundheit, bzw. kann bei jedem Schritt die Rehabilitation von Hufproblemen fördern, wenn es der richtige Untergrund ist. Außerdem ist die Kategorie des Bodens, wir unterscheiden Einsinkeboden und Nicht-Einsinkeboden, ausschlaggebend für die Form der äußeren Strukturen. Denn die Impulse beim Auffußen formen die Hufunterseite und schmiegen die äußeren Strukturen mehr oder eben weniger an die inneren Strukturen an. Das wird häufig bei der Beurteilung von Hufen vernachlässigt oder führt sogar zu Missinterpretationen. Tiefer Boden erzeugt somit im Normalfall eher eine Sohlenwölbung und Wandüberstand, planer Boden eher eine flache ausgefüllte Sohle ohne Wandüberstand. Zu beachten sind natürlich auch die Veränderungen auf Grund von Wetter oder Jahreszeit. Schau dir die Böden an auf denen dein Pferd am meisten unterwegs ist und schau dann nochmal die Hufe an. Passt das für dich zusammen? Ein weiteres Kriterium für einen aus unserer Sicht hufgeeigneten Untergrund ist die Struktur. Uneben Böden aktivieren Nerven im Huf, die für Stoßdämpfung sorgen.
Die Optimierung der inneren Versorgung über eine ausbalancierte Fütterung ist nochmal ein riesiges Themengebiet. Die wichtigsten Punkte sind für uns erstmal das Grundfutter und die Mineralisierung. Als Grundfutter sollte ein qualitativ einwandfreies Heu gefüttert werden. Um genaue Werte über die Inhaltsstoffe zu bekommen, kannst du eine Analyse z.B. bei der LUFA Nord-West machen lassen. Dies sollte die Grundlage einer jeden Rationsberechnung sein. Darauf aufbauend kann das Kraftfutter und die Mineralisierung angepasst werden. Besonders bei der Mineralisierung ist darauf zu achten, dass die Mineralien und Spurenelemente in einem guten Verhältnis sind. Wie auch bei Hufmaßen, kommt es hier nicht nur auf absolute Zahlen an, sondern vor allem auf Verhältnisse zueinander. Wir empfehlen dies in fachkundige Hände abzugeben (Tipp: Dr. Maroske Institut). Ein Blutbild kann nur zusätzliche Anhaltspunkte geben, eignet sich aber nicht als alleinige Basis für den Aufbau einer Futterration. Neben der Rationsgestaltung gibt es natürlich noch das Futtermanagement und das greift Hand in Hand mit der Optimierung der Haltung. Je häufiger ich kleinere Portionen Heu füttere und je mehr Futterstellen ich habe, desto mehr Bewegung bekomme ich in den Alltag meines Pferdes. So kannst du auch bei reduzierter Fütterung die Fresszeiten steigern und somit auch die Zufriedenheit deines Pferdes.
Häufige Ursachen für Hufprobleme
Die häufigsten Ursachen basieren unserer Meinung nach eben auf suboptimalen Bedingungen, also HUF. Um etwas konkreter zu werden: Viele Pferde bewegen sich zu wenig und dann meist auf zu weichen oder ungeeigneten Böden. Die Hufe werden zu wenig genutzt und es findet kaum Flexion statt, die für die Einlagerung von Knorpel im hinteren Hufbereich verantwortlich ist. Ebenso werden dann kaum Nerven aktiviert, die für eine gute Durchblutung und somit Stoßdämpfung sorgen. In Folge bleiben die Hufe unterentwickelt und es entstehen Schiefen und andere kompensatorische Problematiken wie Wandverbiegungen, Risse, Strahlprobleme. Auch die Fütterung ist nur in wenigen Fällen optimal. Das größte Problem, das wir beim Grundfutter sehen, neben der Qualität, ist der Gehalt an Zucker, der zu Stoffwechselproblemen ähnlich einer Diabetes führen kann und häufig Hufrehe als eines der Symptome hat. Frühe Anzeichen siehst du z.B. als regelmäßige Ringe an den Hufen, verbogenen Wände oder Einlagerungen am Körper des Pferdes z.B. am Mähnenkamm oder der Kruppe oft zu finden. Auch die Eiweißversorgung kann ein Problem darstellen. Sowohl ein Zuwenig als auch ein Zuviel. Da hilft die Grundfutteranalyse. Dabei sollten auch die Mineralien und Spurenelemente analysiert werden, denn die können stark abweichend vom Optimum sein. Und allein das kann schon für arge gesundheitliche Probleme verantwortlich sein. Besonders bei Ringen, instabilen Wänden, dünnen Sohlen und Wandverbiegungen, solltest du dringend an die Optimierung der Fütterung gehen. Dabei geht es nicht nach dem Motto viel hilft viel, sondern eher so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Denn ein sehr großes Problem in der Pferdewelt und somit auch Ursache für viele Hufprobleme sind Imbalancen in der Mineralstoff- und Spurenelementversorgung. Besonders Folgen hoher Eisenwerte, Zink- und Kupfermangels sehen wir fast täglich. Denn das führt zu spröden, blättrigen Wände, Pilzbefall, schlechten Strählen bis hin zu Vergiftungen oder der Förderung von endokrinen Störungen mit Hufrehe als Folge. Daher ist dieses Thema durchaus sehr ernst zu nehmen auch, wenn es nur um Milligramm geht. Die gute Nachricht ist, du kannst super viel beeinflussen, wenn du die Mineralisierung optimierst. Die Entwicklung der folgenden Hufe fand ausschließlich durch die Optimierung von HUF statt. Sie wurden nicht bearbeitet, sondern haben sich selbst so hingelaufen.

Tipps für die Praxis
Einige Tipps haben wir schon erwähnt: Mache wenn möglich eine Heuanalyse oder sorge so gut es geht für eine ausbalancierte Mikronährstoffversorgung. Da sollte dir ein Profi zur Seite stehen. Lass bei empfindlichen Pferden alles weg, was nicht notwendig ist. Für uns die wichtigsten Punkte: Zuckerwerte im Heu und ein optimal angepasstes Mineralfutter. Das analysierte Heu solltest du abwiegen, damit du wirklich weißt, was dein Pferd frisst und du gegebenenfalls die Menge anpassen kannst. Versuche so oft es geht das Futter im Paddock zu verteilen. Sprich dich gern auch mit Stallkollegen ab, denn es profitieren ja alle Pferde von mehr Bewegung und Abwechslung. Optimiere die Bewegungsmöglichkeiten erstmal in dem Rahmen wie es praktikabel ist. Aber setze deine Ziele hoch und bleibe am Ball die Lebensqualität deines Pferdes zu steigern. Sprich den Stallbesitzer an, welche Möglichkeiten es geben könnte die Haltung zu optimieren, biete an selbst Arbeit und Kosten zu übernehmen. Oder suche weiter nach einer besseren Lösung. Das wichtigste verschließe nicht die Augen vor der Situation wie sie ist. Nimm es nicht hin. Träume groß. Auch bei uns hat sich die Haltung über die Jahre entwickelt und wir optimieren immer weiter. Bester Tipp: Einfach machen!