von Jasmin Hillmann – Hufarbeit – Hufschuh-Berater & Hufrehe-Berater
Diese Überschrift hat sogar zwei Bedeutungen für mich. Ich stelle einerseits fest, dass sich die Gangpferdeszene im Wandel befindet was die Frage nach dem Eisenbeschlag angeht, erlebe andererseits aber auch, dass barhuf gehende Pferde an vielen Reitställen noch immer eher Exoten sind. Manchmal müssen sich deren Besitzer für diese Entscheidung rechtfertigen und das Gangwerk und Auftreten ihres Pferdes wird besonders kritisch von Miteinstaller*innen beäugt. Es gehört schon eine Menge Selbstvertrauen, Durchhaltevermögen und auch Wissen über das Thema Huf dazu, dem Gruppenzwang nicht doch nachzugeben – eben ein sicheres Auftreten.
Dennoch gibt es natürlich absolut nachvollziehbare Gründe für einen Hufschutz: Die Untergründe vieler Ovalbahnen sind steinig und eher abriebsstark. Das Ausreitgebiet ist vielleicht eher anspruchsvolles Terrain.
Und dann kommt sie auf jeden Fall, die alles in Frage stellende Argumentation, die Horrorvorstellung für uns Gangpferdereiter: „aber ohne Beschlag wird dein Pferd nicht tölten“ oder wenn du die Eisen abnimmst, ist der Tölt kaputt!!“… und zerschlagen ist der Traum vom Barhuf. Das Gefühl in Harmonie und Gleichgewicht durch den Wald zu tölten, mit wehender Mähne über die Bahn, gefühlt zu tanzen, ist uns Gangpferdereitern geradezu heilig.
Eine Überlegung sollten wir doch noch abseits der Frage „barhuf ja oder nein“, anstellen: Können Harmonie und Gleichgewicht wirklich von Gewichten an den Füßen der Pferde abhängen?
Oder doch eher von durchdachter und geduldiger Ausbildung, bei der wir dem Pferd zuhören und innere Losgelassenheit unser Credo ist? Wenn wir lernen den Takt zu fühlen und unseren Pferden die Reiterhilfen erklären, anstatt mit Hilfsmitteln wie Gewichten oder durch Bearbeitung erzwungene Hufformen zu manipulieren? Jeder sollte sich meiner Meinung nach einmal mit diesen Fragen beschäftigen um dann eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Nun aber erstmal ein paar Fakten zum Tölt und Pass (es gibt noch diverse andere Spezialgangarten auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte):
- Wie der Schritt hat der Tölt keine Schwebephase
- Ist ein Viertakt
- Ist genau die Balance zwischen diagonalem Trab und lateralem Pass
- Besitzt eine große Tempovariation
- Bietet wie der Schritt jede Menge Möglichkeit zu Taktfehlern (z.B. Trabtölt und Passtölt)
- Der Rennpass ist eine laterale Gangart mit Sprungphase
Und das allerwichtigste: er ist super bequem für den Reiter zu sitzen und macht einfach Spaß. Das soll auch so sein und ich finde nicht, dass man sich zwischen Reitspaß und barhuf entscheiden muss.
Hufschuhe bieten hier eine super Alternative zum dauerhaften Hufschutz.
Das Pferd darf in seiner Freizeit Barhuf gehen und bei Bedarf können schnell und einfach Hufschuhe angezogen werden – okay mit etwas Übung geht es schnell und einfach.
Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Hufschuh-Modellen, die stetig verbessert werden, um möglichst vielen Ansprüchen gerecht zu werden. Es gibt Schuhe die deinem Pferd helfen können, wenn es noch mitten in der Barhufumstellung steckt, Schuhe für Ausritte, Reitplatz und falls du Großes vorhast, auch auf Turnieren. Hier musst du dich allerdings erkundigen, welche Modelle erlaubt sind. Die Hufe deines Pferdes müssen (noch) nicht perfekt sein, um in Schuhe zu passen.
Je nach Hufform stehen verschiedene Modelle zur Auswahl und einige machen sogar ziemlich viel Veränderung mit. – Das sind doch schon mal super Aussichten.
Doch auf was achte ich jetzt speziell bei der Hufschuhauswahl für Gangpferde?
Hier fließen viele persönliche Erfahrungen mit meinem eigenen Pferd, Gespräche mit Freunden und Kunden hinein.
Je nach Gangveranlagung und natürlich Hufgesundheit deines Pferdes kann es sinnvoll sein, ein Paar für die Vorderhufe oder 2 Paar Hufschuhe, also für vorne und hinten, auszusuchen. Am besten du startest erstmal mit einem Paar vorne und schaust bzw. fühlst, was passiert.
Generell achte ich natürlich auf eine gute Passform und toleriere beim Hufschuh nur wenig Luft vor der Zehe, da sich gezeigt hat, dass mehrgängige Pferde, die mit Schuhen geritten werden, mit verlängerter Zehe eher ins Stolpern geraten können. Da hilft ein eher etwas zurückgesetzter Abrollpunkt am Hufschuh bzw. Schuhe, die wenig auftragen. Ich habe sogar manchmal das Gefühl, dass gerade diese Pferde bei Hufschuhanproben besonders in sich hineinhören und es als störend empfinden, wenn der Schuh recht viel aufträgt. Also wähle ich lieber Modelle mit wenig drum und dran und flexiblen, aber stoßdämpfenden Sohlen.
Wichtig ist zu wissen, dass auch leichte Schuhe auf den Takt und die Gangverteilung Einfluss haben können. Aber das ist nicht bei jedem Pferd der Fall. Am besten fängst du langsam an mit den Schuhen zu trainieren und steigerst die Zeit und Intensität Stück für Stück.
Mein Pferd und ich haben gute Erfahrung mit den Flex Boots und den Floating Boots gemacht, an die sich Dyggur stets schnell gewöhnt hat und nach kurzer Eingewöhnung waren auch lange Ausritte und wildes Galoppieren möglich. Aber die Auswahl des richtigen Hufschuhs ist eben sehr individuell. Daher macht es Sinn, wenn du noch keine Erfahrung mit Hufschuhen hast, dich professionell beraten zu lassen.
Du bist im Ruhrgebiet und brauchst Unterstützung bei der Hufschuhwahl? Melde dich direkt bei Jasmin wegen eines Termins.
Die Floating Boots, die auf dem ersten Foto zu sehen sind, haben schon einige Kilometer runter, die Schale ist etwas verfärbt, an der Profiltiefe hat sich aber noch nichts geändert. Die dicke Sohle schützt den Huf auch auf grobem Schotter und das Strahlgitter sorgt für Flexibilität.
Für dein sicheres Auftreten sorgt dein Hufwissen und für das deines Pferdes die passenden Hufschuhe!