Strahlfäule – Fünf Tipps für eine bessere Strahlgesundheit

Besonders jetzt in der nassen Zeit tritt es vermehrt auf – Strahlfäule. Aber wieso ist das so? Was sind die Ursachen und vor allem – Was kannst du tun, damit dein Pferd einen richtig gesunden belastbaren Strahl bekommt?

Der gesunde Strahl

Zuerst möchten wir dir mal zeigen wie ein gesunder Strahl aussieht, denn all zu oft sieht man sowas nicht und man muss erstmal sein Auge schulen wie das Optimum an Strahlgesundheit aussieht, damit man Probleme überhaupt erkennen und einschätzen kann.

Der Strahl gehört zu den äußeren Hufstrukturen und bildet sohlenseitig eine Art Dreieck, das an einem gesunden Huf einen großen Teil der Sohlenfläche einnimmt. Das Strahlhorn wird durch die Strahllederhaut versorgt und ist weicher als die anderen Strukturen am Huf. Durch die Textur ist er somit elastischer und kann als Dehnungsfuge agieren, wenn sich die Hufkapsel bei Belastung weitet oder durch die Flexion in sich verwunden wird. Mittig im Strahl befindet sich die mittlere Strahlfurche, an die im Inneren des Hufes faszienartige Bänder und Nerven sitzen, die die Propriozeption und Stoßdämpfung unterstützen. Die wellenförmige Form der Strahllederhaut und des Strahls ermöglichen eben die Weitung und Beweglichkeit der sonst starreren Hufkapsel. Die mittlere Strahlfurche sollte einem Fingerabdruck in Knetmasse gleichen und kein tiefer Schlitz sein. Ein gesunder Strahl an einem insgesamt gesunden Huf darf sehr gerne den Boden berühren, wenn das Pferd damit gut läuft. Dabei gilt es zu beachten, dass derselbe Strahl auf gepflasterter Fläche einen anderen Druck erfährt als auf einer Kieselstrecke oder im Reithallensand. Das gilt auch für alle anderen Strukturen am und im unteren Huf. Je nach Belastung des Pferdes, Bodenbeschaffenheit und Gesundheit des Strahls gibt es also direkten oder indirekten oder auch (noch) keinen Bodenkontakt.

Wichtig ist, hier die Individualität und Hufgesundheit jedes einzelnen Hufes zu beachten.

Hier siehst du ein paar Bilder von gesunden Strählen, die durch ihre Beschaffenheit auch ihre Aufgaben erfüllen können. Und weißt du was?! Keiner dieser Strähle wurde in den letzten Jahre bearbeitet.

Aber wie kann es dann sein, dass sie nicht wegfaulen? Weil sie funktionieren. Bei jedem Schritt, zumindest, wenn die Pferde entspannt mindestens plan besser auf der Trachte auffußen, wird der hintere Hufbereich aufgebaut. Bodenkontakt komprimiert das Horn und macht es widerstandsfähiger. Flexion regt den Aufbau der inneren Strukturen an. Der Wechsel aus Druck und Entlastung bringt den Erfolg – nicht das Hufmesser.

Das Problem mit der Strahlgesundheit

Die allermeisten Pferde haben einen unterentwickelten hinteren Hufbereich, von außen zu sehen am mickrigen Strahl, kleinen Ballen, wenig Material über dem Kronrand. Ein Strahl der unbequem ist, wird vom Pferd nicht gern genutzt, weil es unangenehm ist dort Last aufzunehmen. Ein Strahl, der nicht genutzt wird, verkümmert. Ein verkümmerter Strahl fault schneller weg. Ein fauliger Strahl wird eher weggeschnitten. Ein weggeschnittener Strahl ist weniger widerstandsfähig und ggf. unbequem. Also ein Teufelskreis.

Das Ganze sieht dann so oder so ähnlich aus. Die Ballen sind gequetscht, weil das Weichteilgewebe im Huf einfach nicht für Stabilität sorgt. Die mittlere Strahlfurche ist tief, bzw. hoch bis in die Haarlinie, zum Teil mit Gammel und Schmodder bis sehr nah an die Lederhaut. Das Strahlhorn ist weich, fledderig, schwarz oder richtig matschig. Diese Strähle sorgen für unkomfortables Laufen und können ihre Aufgaben dann auch nicht erfüllen.

Die Ursache angehen – nicht das Problem wegschneiden


Wir müssen also anders an die Sache herangehen. Wir müssen dem Pferd eine gesunde Fußung ermöglichen, die richtigen Bausteine zur Verfügung stellen, ihm Bewegung bieten und abwarten. Also ganz einfach – HUF. Wer uns kennt weiß, dass wir das als beste Lösung für ziemlich viele Probleme bzw. am besten als Prävention sehen: Ermögliche eine Haltung mit viel Bewegung auf schlauen Böden und einer optimalen Nährstoffversorgung. Eigentlich könnte der Artikel jetzt aufhören, aber haben dir ja fünf Tipps versprochen – also quasi zusätzlich zu HUF.

Tipp 1 – Nicht schneiden, aber schmieren

Einfach mal das Messer wegtun. Natürlich solltest du diese Gammelsträhle auch nicht sich selber überlassen, denn das hilft auch nicht. aber wenn du statt den Gammel wegzuschneiden einfach mal schmierst, hilft das oft schon richtig schnell. Bei vielen Pferden reicht eine normal Zinksalbe. Sie pflegt und hält trocken. Bei schwereren Fälle ist die Hufsalbe das Zaubermittel, hergestellt von der Lahntal Apotheke in Oberbiel.

Tipp 2 – Trocken halten

Damit sind wir auch schon beim zweiten Tipp: Trockenhalten ist sehr wichtig & Sauberhalten auch. Das ist gerade in der matschigen Jahreszeit manchmal kaum möglich, aber mach es so gut es geht. Die Fressplätze sollten möglichst trocken sein, die Ruheplätze auch. Und natürlich sauber, denn nicht nur die Feuchtigkeit, sondern vor allem auch Kot, Urin und gammeliges Heu/Stroh/Späne zersetzen Horn. Sauberer Matsch hat meist nicht so viel Einfluss auf die Hornsubstanz wie Ausscheidungen. Und mach die Hufe nicht extra nass, also nicht ständig waschen oder einweichen (außer, wenn es dafür wirklich einen guten Grund gibt). Aufgeweichtes Horn ist anfälliger für Zersetzungsprozesse. Aber aus Erfahrung können wir sagen: Einem gesunden Strahl macht der Matsch nicht viel.

Tipp 3 – Stopfen – das Wundermittel

Wir arbeiten bei tiefen mittleren Strahlfurchen oder auch gammeligen seitlichen Strahlfurchen mit Dentaltamponaden. Das sind diese kleinen Watterollen, die man beim Zahnarzt in die Backen gestopft bekommt. Sie koste fast nix und sind mega effektiv. Sie sorgen dafür, dass die Strahllederhaut stimuliert wird, um neues Material zu bauen, sie sorgen quasi für einen externen Stoßdämpfer und sie halten die Furchen trocken und sauber. Bei vielen Pferden ist nach dem Stopfen sogar schon die Fußung besser, weil einfach die empfindlichen (vielleicht wunden) Stellen in der mittleren Strahlfurche nicht mehr aufeinander reiben. Zinksalbe und Tamponaden zusammen sind noch besser – einfach zweimal pro Woche erneuern.

Der Trick ist die Tamponaden vorsichtig, aber richtig tief und fest in der Strahlfurche zu versenken und so viele Tamponaden wie passen reintopfen. Dabei bitte nicht mit dem Hufauskratzer abrutschen!
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Tamponaden sämtlicher Watte oder Mullbinden weit überlegen sind. Frag einfach mal bei deinem Zahnarzt nach den Dentaltamponaden – am besten Größe 2.

So sieht eine gestopfte mittlere Strahlfurche von hinten aus.

Tipps 4 – sorge für Stimulation

Das heißt nicht: Der Strahl muss den Boden berühren!!
Die meisten Strähle, die Probleme haben, möchten keinen Bodenkontakt – zumindest nicht direkt. Aber, wenn du die Fußung verbessern kannst, der Boden ein Einsinken zulässt und/oder du mit Hufschuhen und Polstern arbeitest, kannst du indirekt für eine Stimulation sorgen. Vielleicht berührt der Strahl dann irgendwann den Boden auch direkt, vielleicht auch nicht. Wichtig ist die richtige Bewegung, also wirklich entspanntes Laufen Schritt für Schritt. Wenn dein Pferd empfindlich ist – hilf ihm mit Hufschuhen…oder Kies!

Tipp 5 – Hör deinem Pferd zu

Wenn dein Pferd Eckstreben oder lange Trachten baut, versucht es wahrscheinlich den mickrigen Strahl zu schützen. Nimm ihm diese Kompensation nicht weg, sondern geh die Ursache an. Oft helfen andere Strukturen eine unterentwickelte Struktur zu schützen. Wenn du den Strahl sanierst, wird der Huf nicht mehr die Notwendigkeit haben die Trachten oder Eckstreben so stark auszuprägen. Aber für den Übergang kann ein Pferd mit tiefer mittlerer Strahlfurch und Strahlfäule mit langen Trachten und dicken Eckstreben vielleicht trotzdem schon den hinteren Bereich nutzen und dann findest du den Weg aus dem Teufelskreis – nämlich über die Nutzung des hinteren Hufbereichs, dem Aufbau der inneren Strukturen, der Entwicklung des Strahls. Entweder schafft der Huf dann selber die Trachten und Eckstreben wieder auf ein gesünderes Maß zu laufen oder er zeigt deutliche Anzeichen, dass er bitte gern Unterstützung hätte. Das hängt wieder von der Haltung, den Böden und der Bewegung ab.

Und noch ein letzter Tipp: Vertrau deinem Pferd! Meist haben sie einen Grund, wenn sie etwas tun oder bitten damit um Unterstützung.

All diese Tipps helfen dir sofort zu die Strahlgesundheit durch äußere Einflüsse zu verbessern. Trotzdem liegt ganz oft ein inneres Problem zu Grunde, daher solltest du auch nochmal auf die inneren Einflüsse schauen: Überprüfe, ob dein Pferd alle Nährstoffe bekommt, die es braucht. Oft fehlen wichtige Bausteine, damit der Organismus richtig arbeiten kann, die Leber wird überfordert, der Stoffwechsel läuft nicht mehr rund und eine Folge ist eben oft Strahlfäule. Zinkmangel ist dabei nur ein Problem auf das wir immer wieder treffen. Wir verlassen uns da nicht auf Blutuntersuchungen, sondern auf Rationsberechnungen. Der beste Weg ist die Analyse des Grundfutters in Kombination mit einer darauf abgestimmten Nährstoffausbalancierung – such dir kompetente Beratung dafür (z.B. Dr. Maroske Institut). Es lohnt sich.

Und jetzt leg direkt los – stopfen, schmieren – Strahl sanieren!

Wenn dich das Thema HUFgesundheit mehr interessiert, findest du alle wichtigen Grundlagen auch in unserem Buch.

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