Tipps zur Heuernte – für möglichst zuckerarmes Heu

Das Klima verändert sich und das zeigt sich auch in den Heuanalysen der letzten Jahre. Die Gräser haben mehr Probleme bei der Trockenheit zu wachsen und die Zuckerwerte sind zum Teil in den letzten Jahren deutlich gestiegen, gleichzeitig sind die Proteinwerte zum Teil im absoluten Mangel.

Hohe Zuckerwerte haben zur Folge, dass Pferd, die vom Stoffwechsel empfindlich sind, viel mehr Probleme bekommen mit Hufrehe, auch schon bei reiner Heufütterung ohne Weide und die niedrigen Proteinwerte machen vor allem Sportpferden, Jungpferden und älteren Pferden Probleme: Sie bauen schwer Muskulatur auf oder sogar ab.

Aber nicht jede Heucharge zeigt diese Tendenz.

Diese Entwicklung stellt jeden Pferdehalter vor Herausforderungen und macht nochmal deutlicher wie wichtig die genaue Analyse des Grundfutters ist, um dann entsprechend optimal mit Zusätzen zu ergänzen. Hier geht es nicht nach der Devise: Viel hilft viel, sondern: So viel wie nötig, so wenig wie möglich!

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Zuckerwerte im Heu

Wir möchten hier nochmal näher auf die Zuckerwerte eingehen, denn führen bei vielen Pferden zu Übergewicht und bei genetischer Disposition leider auch immer häufiger zur Hufrehe. Die meisten Hufrehefälle sind nämlich auf eine endokrine Problematik zurückzuführen und es ist wissenschaftlich belegt, dass hohe Insulinwerte im Blut für die Pathologien im Huf führen. 

Die genetische Disposition können wir bei unseren Pferden nicht ändern, aber durch ein gutes Management, eine optimierte Fütterung und viel Bewegung können auch diese Pferde ein gesundes und glückliches Leben führen.

Aber genau das wird durch die veränderten Zuckerwerte im Heu immer mehr zur Herausforderung. Viele denken noch, dass Pferde von Heu keine Hufrehe bekommen können, aber dem ist leider nicht so. Wir haben Heuchargen in 2022 gesehen, die 18% Zucker enthalten haben. Die Zahl sagt dir nichts?! Bei einem hufrehegefährdeten Pferd geht man davon aus, dass Futtermittel mit einem kombinierten Zucker- und Stärkewert von unter 10% sicher sind, weil dann keine übermäßige Insulinausschüttung stattfindet.

Wenn jetzt das Heu schon über 18% Zucker hat, ohne den Stärkegehalt zu wissen (der aber oft im Heu recht niedrig ist), kannst du dir vielleicht vorstellen, dass das zu Problemen führt. Und rechne einfach mal zum Spaß aus, wie viel Zucker ein Pferd, sagen wir bei 10kg Heu am Tag, aufnimmt, rein über Heu – pack das mal in eine Schüssel. Das ist ne Menge!

Aber man kann Zucker auswaschen, oder nicht?!

Ja, man kann einen Teil des Zucker auswaschen. Man sagt grob 30% des Zuckers, wenn man das Heu eine Stunde in kaltem Wasser auswäscht. Jetzt kommt ein Dreisatz, aber keine Sorge, das ist gar nicht so schwer: Wenn wir das grob schätzen, können wir höchstens ein Drittel auswaschen (okay, das wären eigentlich 33,3%, aber so grob eben). Bei 18% wären das 6% (18 geteilt durch 3). Könnten wir also im besten Fall 6% auswaschen, wären wir immer noch bei 12% Zucker – das ist zu viel.

Fazit: Ab einer gewissen Menge an Zucker im Heu reicht das Waschen nicht! Und es ist auch aus hygienischer, ökologischer und arbeitstechnischer Sicht dauerhaft nicht förderlich. Und man darf nicht vergessen: Es muss wenn jede Mahlzeit gewaschen werden – wirklich jede.

Okay, dann reduziere ich das Heu einfach oder mische Stroh unter, oder?!

Auch das wird in der Praxis häufig gemacht und leider bringt es nicht den Erfolg. Bei stoffwechselempfindlichen Pferden zählt jede Mahlzeit, bzw. sogar jede Einzelkomponente. Sprich, das Heu wird prozentual nicht zuckerärmer nur weil wir weniger füttern oder es mischen – der Blutzuckeranstieg und somit auch die Insulinausschüttung wird nicht großartig anders. Außerdem kann eine starke Reduktion tatsächlich eine Insulinresistenz fördern, ebenso wie zu lange Fresspausen. Also auch keine Option.

Was können wir beeinflussen?

Wir müssen versuchen, das Heu möglichst zuckerarm zu produzieren, was aber leider nur bedingt zu beeinflussen ist. Trotzdem lohnt es sich, diese Tipps zu beherzigen, um die besten Chancen auf ein sicheres Grundfutter auch für stoffwechselempfindliche Pferde zur Verfügung zu haben: 

  1. Die Grassorten

Es gibt Grassorten, die weniger Zucker enthalten als andere. Besonders geeignet sind Sorten wie Lieschgras, Wiesenfuchsschwanz oder Knaulgras. Aber das Ansäen der Gräser ist eher ein Langzeitprojekt.

  1. Die Flächenpflege

So gut wir eben können, sollten wir den Gräsern die Möglichkeiten zum gesunden Wachsen geben, dann lagern sie weniger Zucker ein: Gute Nährstoffversorgung, genug Feuchtigkeit, nicht zu nass, nicht zu trocken, nicht zu warm, nicht zu kalt. Okay, auch hier können wir nur bedingt eingreifen, aber bei steigenden Sommertemperaturen macht es zum Beispiel Sinn, über Bepflanzungen auf Heuflächen nachzudenken. Büsche und Bäume speichern Wasser und spenden Schatten. Sollten die Heuwiesen auch als Weide genutzt werden, muss darauf geachtet werden, dass sie nicht unter zu starkem Verbiss (nicht unter 10cm) oder Vertritt leiden.

  1. Die Heuernte

Die Ernte sollte, wenn das Wetter es zulässt, zur Mitte bis Ende der Blütezeit stattfinden. Es macht Sinn, sich die Flächen genau anzusehen. Außerdem sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Mähen früh morgens oder vormittags, bevor wieder zu viel Zucker eingelagert wird.
  • Schnitthöhe mindestens 10cm, weil der Zuckeranteil im Stengel weiter unten mehr wird.
  • Am besten nach einem bewölkten Tag, auch dann ist ggf. weniger Zucker eingelagert.

All diese Punkte können helfen, den Zuckergehalt im Heu niedriger zu halten, sind aber kein Garant.

Wenn du zuckerarmes Heu für den Pferd benötigst, sprich bereits vor der Ernte mit deinem Landwirt, biete deine Hilfe an und sei bei der Ernte mit dabei. Denn für eine aussagekräftige Analyse muss jede Fläche einzeln beprobt werden, wenn sie abgelagert ist, d.h. bei der Ernte bzw. Einlagerung muss bereits darauf geachtet werden, wo die Ballen welcher Fläche liegen. Wir setzen die Flächen in einzelnen Stapeln und notieren, was wo sitzt. Wir, d.h. Barbara, hat immer einen Plan der gesamten Heuhalle, auf dem jeder Ballen auf seinem Lagerplatz eingetragen wird mit Angabe zur Herkunftsfläche.

Trotzdem bleibt die Heuernte jedes Jahr spannend! Wir drücken dir die Daumen, dass sich dein Einsatz lohnt!

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